Die Vereinsgeschichte...

Die historischen Wurzeln vom "Junggesellenvereinen" gehen weit in das Mittelalter zurück. Es handelte sich stets um einen Zusammenschluss junger Männer, der der Förderung und Pflege der Kameradschaft und des Brauchtums diente. Im Rheinland gehört zu den bekannten Bräuchen beispielsweise das Aufstellen eines Maibaums auf dem Dorfplatz, das „Versteigern“ der Maibräute des Ortes sowie die Maifeste mit traditionellem Fähndelschwenken zu Ehren der jeweiligen Maikönigspaare.

 

Der Junggesellenverein Niederpleis konnte im Jahr 2009 auf eine 150 jährige Tradition zurück blicken. Schriftliche Dokumente, die verbindlich Aufschluss über die Gründung des Junggesellenvereins in Niederpleis geben, sind leider nicht vorhanden. In der Festzeitschrift des MGV-Lebenslust zur 125 Jahrfeier ist vermerkt, dass im Jahr 1820 der Maiclub in Niederpleis gegründet wurde und am 24.10.1882 in Junggesellenverein „Freundschaft Niederpleis“ umbenannt wurde. Andererseits wurde am 7. Mai 1959 das Jubelfest zum 100-jährigen Bestehen des Maiclubs Niedepleis gefeiert.

Um die Jahrhundertwende bis zum zweiten Weltkrieg war neben dem Maibaum setzen das Fähndelschwenken Hauptzweck des Vereins. Auf den traditionellen Maifesten wurden Meisterschaften im Preisfähndelschwenken mit den Nachbarvereinen durchgeführt. Der Fähnrich war seinerzeit das „Aushängeschild“ eines jeden Junggesellenvereins, dem ganz besondere Beachtung – nicht nur bei der weiblichen Dorfbevölkerung – zukam. Mit der Summe der gewonnen Pokale und Meistertitel wuchsen das Renomée und der Bekanntheitsgrad des Vereins und seines Heimatortes. Besonders nach dem ersten Weltkrieg entfalteten sich diese Vereine – so auch der Niederpleiser – zu einer wahren Blüte. An dem Bezirksfest 1925 beteiligten sich in Niederpleis 42 auswärtige Vereine. Gerungen wurde um den Meistbeteiligungspreis, den Zugordnungspreis und um den Preis für den Verein, der die meisten Damen mitbrachte.

 

 

Die bekanntesten Fähnriche zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg waren Martin Fußhöller, Heinrich Zöller, Jakob Görgens, Anton Wliselovsky und Josef Simon.

 

Neben den Meisterschaften im Fähndelschwenken blieb der Dorfjugend allerdings auch noch Zeit zum Feiern. So wurden im Sommer regelmäßig Waldfeste abgehalten. Dazu wurde mit einem Fass Bier hinaus auf den „Panneschopp“ gezogen und dort bei Mandolinen- und Gitarrenspiel auf dem Waldboden getanzt. Zu Pfingsten wurden Pfingsteier gesammelt und eine Eierkrone aus leer geblasenen Eiern an den Maibaum gehängt. Bei der jährlichen Kirmes zu Ehren unseres Dorfpatrons, dem heiligen Antonius – Anfang Juni – wurde der Kirmespaias aufgehängt, verurteilt und am Kirmesdienstag mit Musik durch das Dorf zur Verbrennung gefahren. Still und ohne Fest überlebte der Verein die Kriegsjahre. Jegliches öffentliche Vereinsleben ruhte und viele unserer Junggesellen ließen im Krieg ihr Leben. Die Jugend unseres Dorfes ließ sich jedoch nicht unterkriegen. Recht schnell fanden sich die jungen Männer wieder zusammen, um den Maibrauch zu pflegen.


Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Verein als Maiclub geführt. Nur unverheiratete Männer konnten ihm angehören und die Vereinsaktivitäten konzentrierten sich ausschließlich auf den Monat Mai.

Bei den Recherchen zu dieser Vereinschronik wurde in Gesprächen mit ehemaligen Mitgliedern deutlich, welchen Stellenwert die Maibräuche in unserem Dorf und im Leben der damaligen Jugend einnahmen. Befragte Zeitzeugen gerieten ins Schwärmen, wenn sie von der vergangenen Zeit und dem Gemeinschaftssinn erzählten.

In den letzten Apriltagen trafen sich die Niederpleiser Junggesellen in der Gastwirtschaft Honecker zur Mailehensteigerung. Der Junggeselle, der das höchste Gebot für seine Braut abgab, wurde Maikönig und repräsentierte mit seiner Königin den Maiclub Niederpleis bei den verschiedenen Vereinsfesten der Brudervereine. Auf die gleiche Weise findet auch heute noch die Mailehenversteigerung statt.

Wie auch heute noch wurde am 30. April von den Junggesellen der Maibaum auf dem Dorfplatz gesetzt. Im Anschluss daran zogen die Junggesellen früher teils mit Fahrrädern los um ihren Maibräuten die Maien ans Haus zu stellen.

 

Heute fahren wir gemeinsam mit einem großen Traktor samt Anhänger um den Frauen die Bäume zu stellen.

In den 50iger und 60iger Jahren – das erste Maifest wurde bereits wieder 1952 gefeiert – war der Maiclub wichtiger Bestandteil des Dorflebens. Er hat die heimatlichen Sitten und Gebräuche erhalten und gepflegt und so der jeweiligen Jugend eine großes Gemeinschaftsgefühl vermittelt.

 

So wurde lange Zeit die Krönung des Maikönigspaares vom kath. Pastor vorgenommen und bei der Prozession der Baldachin von Mitgliedern des Maiclubs getragen, die auch das nötige Geld sammelten, um eine Musikkapelle für die Prozession zu engagieren. Immer wieder fällt in diesem Zusammenhang der Name Josef Nüchel, der mit seiner Kapelle nicht nur die Prozession musikalisch begleitet, sonder auch für die Maifeste im Saal Honecker unverzichtbar war. Die Familie Honecker war dem Verein stets verbunden, sei es, bei den Maiversteigerungen und der Durchführung der Maifeste oder durch Tatsache, dass der Maidoktor vom Wirt mit der benötigten „Medizin“ (Schnaps) versorgt wurde.

 

Der damalige Maiclub hatte strenge Regeln, die von der jeweiligen Maipolizei überwacht wurde. So gab es bestimmte „Kommabende“, an denen der Junggeselle seine Braucht von acht bis zehn Uhr abends besuchen durfte. Außerdem hatte jedes Mitglied den gesamten Mai über eine Möhre mit sich zu führen und auf Verlangen der Maipolizei vorzuzeigen. Regelverstöße wurden mit Geldstrafen geahndet, was am Ende des Wonnemonats zu einer gut gefüllten Vereinskasse führte. Die wurde dann auf der alljährlichen Vereinstour fast vollständig verprasst. Lediglich das Geld für den Dorfmaibaum des kommenden Jahres musste der Kassierer zurück halten. Ende der 60iger Jahre zerfiel der Maiclub wegen Nachwuchsmangel und die Dorfjugend wandte sich anderen Interessen und Vereinen zu.

 

Einigen Mitgliedern des Gesangsvereins ist es zu verdanken, dass der Junggesellenverein mit seiner über 100jährigen Tradition der Maihlehensteigerung in Niederpleis wieder etabliert ist und heute ganz selbstverständlich der Dorfgemeinschaft angehört.

Im Jahr 1983 wurde der Junggesellenverein unter Vorsitz von Peter Kittlaus von unseren Ehrenmitgliedern Günter Bräuner, Wolfgang Puffe, Wilfried Wessel und Karl-Heinz Meys wieder ins Lebens gerufen. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Verein in Junggesellenverein „Pleeser Murre“ umbenannt. Auf fast wunderbare Weise wurde die Vereinsfahne aus dem Jahr 1959 auf dem Dachboden der Gaststätte Schussmann gefunden die bis heute noch als Präsentationsfahne genutzt wird. Mittlerweile besitzt der Verein die vierte Fahne, wobei es sich bei den neuen Fahnen aus dem Jahr 1985, 2001 und 2015 um Schwenkfahnen für unsere Fähnriche handelt.

Die Mitgliederzahl des Vereins hat stetig zugenommen, was zeigt, dass Brauchtumspflege auch im Einundzwanzigsten Jahrhundert noch attraktiv sein kann. In Zeiten, in denen die verschiedenen Schulformen wenig Zusammenhalt ermöglichen, die Einwohnerzahl unserer Heimatstadt weiter anwächst und die Freizeitmöglichkeiten schier grenzenlos sind, ist es wichtig und erfreulich, dass sich die Jugend in traditionellen Vereinen engagiert. Wir können heute eine stolze Mitgliederzahl von über 120 aktiven und inaktiven präsentierten.


Uns ist es gelungen, seit 1983 jährlich am 3. Wochenende im Mai ein traditionelles Maifest durch zu führen. Da ein geeigneter Festsaal fehlte, wurde kurzerhand ein Zelt auf dem Marktplatz aufgestellt, um die zahlreichen Brudervereine und die Dorfbevölkerung entsprechend bewirten zu können.

 

Auch heute noch stellen wir, der Junggesellenverein/Männerei „Pleeser Murre“ e.V. am 30. April den Maibaum nach alter Tradition auf dem Marktplatz auf. Hierbei verzichten wir – im Gegensatz zu den meisten umliegenden Vereinen – auf Unterstützung durch die moderne Technik. Mit drei Scheren aus langen Fichtenstämmen wir der mächtige Baum einschließlich Paias unter fachkundigem Kommando des 1. Vorsitzenden langsam aufgerichtet. Anschließend werden die neuen Mitglieder durch Taufe in den Junggesellenverein aufgenommen.